Im Jahr 2008 ließ der damalige Chef-Astronom des Vatikans, Gabriel Funes, mitteilen, dass es Katholiken nicht verboten sei, an Außerirdische zu glauben. Demnach habe es sehr wohl Sinn, an Leben auf anderen Planeten zu glauben. Selbst die Überzeugung an anderen Ortes höher entwickeltes Leben stehe nicht im Widerspruch zum Glauben an die göttliche Erlösung. Allerdings verstoße die Anbetung oder religionsähnliche Verehrung vermeintlicher Außerirdischer dem Gebot, wonach Christen keinen anderen Gott verehren sollen. (1)
Im November 2009 lud der Vatikan führende Astrobiologen nach Rom ein, um sich auf den aktuellen Stand der Exoplanetenforschung bringen zu lassen. Nachdem sich die Kirche bei Galileo und Kopernikus komplett getäuscht hatte, will sie sich nicht noch einmal eine wissenschaftliche Blöße geben - zumal die Befürchtungen groß sind, dass die Entdeckung außerirdischer Intelligenz eine globale Glaubenskrise hervorrufen wird. (2)
Am 18. September 2014 bereiteten die NASA und der US Library of Congress die Menschheit offenbar auf den Erstkontakt mit extraterrestrischem Leben vor. Dazu fand eine Konferenz in Washington/USA (Thomas Jefferson Building) statt, an der auch der Vatikan teilnahm (vertreten durch Brother Guy Consolmagno, SJ - Astronomer and meteoriticist at the Vatican Observatory). (3)
Seit Herbst 2015 leitet der amerikanische Jesuit Guy Consolmagno das Specola Vatikana. Zuvor hat er die Division for Planetary Sciences der American Astronomical Society geleitet, in der sich rund 1500 der besten Planetenforscher und Astronomen des Planeten versammeln. Er gilt als Top-Experte unter den Astrophysikern. Er ist fest von der Existenz außerirdischen Lebens überzeugt und träumt von dem Tag … an dem wir andere Wesen treffen können. (4) Er sei sogar bereit, Außerirdische zu taufen! (5) Selbstredend spricht Consolmagno in dieser Angelegenheit auch für den Jesuit und Chemietechniker Papst Franziskus.
Das ist kein Spaß! Jeder weiß, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etliche Planeten mit Intelligenzen nach Menschenart im Universum gibt. Jeder weiß, dass sich in Milliarden von Jahren das Leben nicht überall gleichzeitig entwickelt hat und auch zukünftig noch entwickeln wird.
Dieses normale Wissen birgt ein Riesenproblem: Nicht nur laut Papst Benedikt XVI. ist der Mensch der Gipfel der Schöpfung. (6) Ausschließlich für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er [Jesus] vom Himmel gekommen. (7) Das hört sich nach einer Exklusivvorstellung an. Wenn wir aber nicht die einzigen Menschen im Universum sind - und das wird sich irgendwann herausstellen - dann stellt sich die banale Frage:
Sind wir Menschen auf der Erde unter Gottes Fittiche gleicher als gleich? Wie unchristlich! Wenn aber die Dreifaltigkeit jedes Mal tätig wurde und zukünftig noch zu tun haben wird, wie viele Kreuzeinsätze hat Jesus dann bisher bestritten bzw. stehen ihm noch bevor? Wird aus der einmaligen Exklusivvorstellung ein intergalaktisches Freilichttheater mit etlichen Aufführungen?
Eines steht fest: Mit der Entdeckung menschenartiger außerirdischer Intelligenz wird Jesus im Sinne des christlichen Glaubens zur Farce und mit ihm auch sein Chef (=Gott).
Aber wie lassen sich die oben genannten Äußerungen und Aktivitäten im Vatikan interpretieren? Im Jahr 2010 brachte es ein katholischer Priester in Italien auf den Punkt. Er deklarierte einschlägige Hinweise in der Bibel als prä-astronautisches Wirken, also als außerirdische Besuche. (8)
Hmmh! Denken die studierten und intelligenten Köpfe im naturwissenschaftlich orientierten Vatikan etwa leise mit und ziehen ernsthaft die Möglichkeit in Betracht, dass wir in Sachen Gott von Personen aus Fleisch und Blut an der Nase herumgeführt werden?
Einziges Problem:
Wer hat die Ausdauer, über tausende von Jahren am Ball zu bleiben? Eine Leistung rein irdischer Art ist eher auszuschließen. Also müsste der Zeitablauf für die göttlichen Akteure im Verhältnis zum irdischen Zeitablauf gestaucht werden. Das geht prinzipiell im Kosmos von einem Bezugssystem zum anderen. Die Physik des Universums lässt bekanntermaßen viele Wege zu. Vielleicht drückt im 21. Jahrhundert so allmählich der rote Schuh unter der weißen Soutane und man sieht in unseren Vater, der du bist in den Himmeln einen galaktischen Strategen, der mittlerweile über 50 % der Erdbevölkerung infiltriert hat.
Weiter heißt es, dass sein Reich über uns kommen soll. Wenn wir Personen aus Fleisch und Blut an Gottes statt annehmen wollen, dann benötigen sie dafür Raumschiffe und Shuttles. In den biblischen und in den außerkanonischen Schriften finden wir über mehrere Epochen vielfältige konkrete Hinweise für den Einsatz hochtechnologischer Fluggeräte innerhalb und außerhalb der Erdatmosphäre.
Fazit:
Vermutlich stellt man sich im Vatikan mit großer Sorge die Frage: 'Wenn Gott tatsächlich ein Außerirdischer ist, wie sage ich's dem Kinde?' Die daraus resultierenden Glaubenskrisen und Sinnfragen würden sogar Staaten ins Wanken bringen. Die Folgen wären chaotisch und nur schwer abzuschätzen. Vielleicht erklärt sich so der seltsame Präventivcharakter in der Bitte des vatikanischen Astronomen Gabriel Funes: Wenn der liebe (falsche) Gott wie versprochen wiederkehrt, dann sollen wir fehlgeleiteten Gläubigen ihn bitte nicht anbeten und nicht verehren.
Quellen
(1) http://www.vatican.va/news_services/or/or_quo/interviste/
2008/112q08a1.html
(2) http://www.sueddeutsche.de/wissen/glaube-und-religion-der-gott-der-kleinen-gruenen-maennchen-1.1077416 Abbild vom 25.03.2011
(3) http://www.loc.gov/loc/kluge/news/nasa-program-2014.html
(6) YOUCAT, Jugendkatechismus der katholischen Kirche, Pattloch Verlag, ISBN 978-3-629-02194-6, Frage Nr. 56
(7) YOUCAT, Jugendkatechismus der katholischen Kirche, Pattloch Verlag, ISBN 978-3-629-02194-6, Frage Nr. 75
(8) „kath.net Katholische Nachrichten“; vom 19. Juli 2010, http://www.kath.net/detail.php?id=27449